RANA – Büro für Ökologie und Naturschutz Frank Meyer

Titelbild

RANA-Projektsteckbrief

Kartierung seltener und mittelhäufiger Brutvögel auf der DBU-Naturerbefläche „Oranienbaumer Heide“

Projektgalerie

Typischer Ausschnitt der zentralen, beweideten Offenflächen mit kürzlich gemähter Calluna-Heide.
Die Heidelerche bevorzugt die von Heide und Magerrasen geprägten zentralen Offenländer mit mäßigem Anteil von Gehölzgruppen.
Mit mehr als 150 erfassten Revieren ist die Heidelerche im zeitigen Frühjahr eines der akustisch bestimmenden Elemente der Oranienbaumer Heide. In den nicht genutzten östlichen Waldlebensräumen geht die Art aktuell stark zurück.
Die seit 10 Jahren praktizierte Beweidung mit Koniks und Heckrindern sichert auf ca. 800 ha den Erhalt von Offenlandlebensräumen und damit die Habitate der wertgebenden Brutvögel.
Der Wiedehopf wurde durch die Ausbringung von Nistkästen im Gebiet gefördert und ist mittlerweile eine der Charakterarten der Oranienbaumer Heide.
Mit 95 abgegrenzten Revieren des Ziegenmelkers wurde wiederum ein hoher Wert festgestellt. Die Oranienbaumer Heide zählt damit nach wie vor zu den bedeutendsten Brutplätzen der Art in Sachsen-Anhalt.
Strukturreiche Laubholzbestände – wie hier am Rand der Mochwiese – sind in der Naturerbefläche eher selten. Durch den Prozessschutz steigt deren Wert und Flächenanteil über die Jahre.
Der Kleinspecht ist im Gebiet ein seltener Brutvogel, weil er in den von Kiefern und jungen Pioniergehölzen geprägten Waldbeständen kaum geeignete Nistplätze findet.

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Laufzeit

2018

Auftraggeber

DBU Naturerbe GmbH

Gebietscharakteristik und Projektinhalte

Die DBU Naturerbe GmbH ist Eigentümerin von mehr als 69.000 ha wertvoller Naturschutzflächen, die zum Nationalen Naturerbe (NNE) zählen. Ein großer Teil dieser Flächen wurde früher militärisch genutzt, so auch die Oranienbaumer Heide bei Dessau, Sachsen-Anhalt, mit einer Gesamtflächengröße von 2.106 ha. Aus der seit 1945 erfolgten militärischen Nutzung als Schießplatz und Panzerübungsstrecke ergibt sich die auch heute noch existente Munitionsbelastung und das großflächige Betretungsverbot.

Für dieses und alle anderen Gebiete stellt die Eigentümerin Naturerbe-Entwicklungspläne auf, in denen Maßnahmen zur Erreichung oder Bewahrung der naturschutzfachlichen Schutz- und Entwicklungsziele festgelegt werden. Grundlage für diese auf 10 Jahre ausgelegte Planung sind umfangreiche Erfassungen der Biotope und Flora sowie der wertgebenden Brutvögel.

Zu letzteren zählen die aktuellen Vertreter der Roten Listen Deutschlands und des jeweiligen Bundeslandes, die streng geschützten Arten nach BArtSchV, Arten des Anhangs I der EU-Vogelschutzrichtlinie sowie alle seltenen und mittelhäufigen Arten. Ziel der Erfassung, die über eine gesamte Saison in 8 vorgegebenen Kartierperioden erfolgt, ist die punktgenaue Ermittlung der Brutreviere dieser Arten (Revierkartierung) unter Beachtung der artspezifischen Erfassungsmethodik nach SÜDBECK et al. (2005).

Mit der Erfassung der Brutvögel der DBU-Naturerbefläche „Oranienbaumer Heide“, die große Teile des ausgewiesenen Naturschutzgebiets (NSG) und EU-Vogelschutzgebiets (SPA) „Mittlere Oranienbaumer Heide“ umfasst, wurde im Jahr 2019 das Büro RANA mit den beiden Bearbeitern Axel Schonert und Martin Schulze beauftragt. Insgesamt konnten 46 wertgebende Arten festgestellt werden. Die im GIS erfolgte Abgrenzung von 1.195 Revierpaaren der verschiedenen Arten erfolgte nach der Digitalisierung der bei mehr als 30 Begehungen erfolgten 2.706 Kontakte mit potenziellen Reviervögeln. Für jede der erfassten Brutvogelarten erfolgte eine revierbezogene Festlegung des genauen Brutstatus, eine textliche Darstellung und Bewertung des Erfassungsergebnisses sowie die Erstellung einer Artkarte.

Durch den angestellten Vergleich der aktuellen Erfassungsergebnisse mit den seit Abzug der sowjetischen Truppen im Jahr 1992 erfolgten Bestandserfassungen ausgewählter Arten konnten wichtige Hinweise für die weitere Pflege und Entwicklung des Gebietes formuliert werden. Die seit 2008 durch die Primigenius gGmbH durchgeführte Beweidung der zentralen, von Heide und Magerrasen geprägten Offenflächen mit Heckrindern und Koniks sowie die zusätzlichen Maßnahmen aus Pflegemahd und Entkusselung sind geeignet, die Mehrzahl der Arten der für das Gebiet wertbestimmenden Brutvogelgemeinschaft der Sandheiden (FLADE 1994) im Gebiet zu erhalten. Hohe Siedlungsdichten konnten bspw. von Ziegenmelker, Heidelerche und Schwarzkehlchen festgestellt werden.

Durch gezielt ausgebrachte Nistkästen, die von Mitgliedern des Ornithologischen Vereins Dessau betreut und kontrolliert werden, konnten Wendehals und Wiedehopf, für deren Erhalt Sachsen-Anhalt aus bundesdeutscher Sicht besondere Verantwortung trägt, gefördert werden. Eine Ausdehnung der Weide- und Pflegeflächen nach Nordwesten und Osten, wo Arten der Heidelebensräume sukzessionsbedingt aktuell stark zurückgehen, wird vom Gutachter daher dringend empfohlen.

Ebenso sollten die aktuell bestehenden Strukturdefizite, welche für Arten von Pionierlebensräumen (Steinschmätzer, Brachpieper) sowie Gebüschen (Neuntöter, Sperbergrasmücke) und Feuchtgrünländern (Braunkehlchen) bestehen, durch Einsatz weiterer Pflegevarianten (u. a. Kontrolliertes Brennen) und angepasste Nutzung ggf. behoben werden.

Literatur

FLADE, M. (1994): Die Brutvogelgemeinschaften Mittel- und Norddeutschlands. Grundlagen für den Gebrauch vogelkundlicher Daten in der Landschaftsplanung. IHW-Verlag, Eching. ISBN: 9783930167005 (3-930167-00-X)

SÜDBECK, P., ANDRETZKE, H., FISCHER, S., GEDEON, K., SCHIKORE, T., SCHRÖDER, K. & SUDFELDT, C. (Hrsg.; 2005): Methodenstandards zur Erfassung der Brutvügel Deutschlands. Radolfzell. ISBN: 9783000152610 (3-00-015261-X)

RANA – Büro für Ökologie und Naturschutz Frank Meyer
Mühlweg 39
D-06114 Halle
Tel.: 0345-1317580
E-Mail: info(at)rana-halle.de

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